Ein Jahrhundert IFA: Höhepunkte und Tiefpunkte der Technik-Messe im Rückblick | Historische Highlights der IFA (2024)

Erinnerst du dich an den 25. August 1967? An diesem Tag wurde das Farbfernsehen in Deutschland eingeführt. Aber es gab einen kleinen Haken: Die Eröffnungszeremonie begann mit einer Panne. Willy Brandt, der damalige Vizekanzler, war auf dem Gelände der Internationalen Funkausstellung (IFA) unter dem Berliner Funkturm erschienen, um das neue Zeitalter des Fernsehens mit einem großen roten Knopf einzuläuten.

Aber es stellte sich heraus, dass dieser Schalter nur eine Attrappe war! Als Brandt den Knopf um 10:57 Uhr drückte - gerade noch in Schwarz-Weiß zu sehen -, war es bereits zu spät. Das Fernsehbild war schon bunt geworden. Ein nervöser Techniker hatte wahrscheinlich ein paar Sekunden zu früh das Farb-TV aktiviert.

Farbfernsehen: Keine Weltneuheit

Trotzdem war die Einführung des Farbfernsehens keine echte Weltneuheit. TV-Zuschauer in den USA konnten bereits seit Mitte der 50er Jahre farbenfrohe Bilder empfangen - wenn auch im qualitativ schlechteren NTSC-Standard.

In Deutschland entschied man sich für den PAL-Standard, entwickelt von Walter Bruch bei Telefunken in Hannover. Nach seiner Premiere auf der IFA setzte er sich in Westeuropa, Australien und vielen Ländern Südamerikas, Afrikas und Asiens durch. In der DDR wurde jedoch das französische SECAM-System verwendet.

Die erste IFA in Berlin 1924 konzentrierte sich noch nicht auf das Fernsehen, sondern auf Radioempfänger. Unter dem Motto "Vom Mund zum Ohr auf dem Strahle der elektrischen Kraft!" wurden Radios schnell zu einer Wachstumsbranche. Hersteller wie Braun, Grundig, ITT Schaub Lorenz und andere machten gute Geschäfte.

Seit 1931 hat die Funkausstellung einen festen Platz in der Geschichte des Fernsehens. Manfred von Ardenne präsentierte hier das erste voll elektronische Fernsehen, und 1935 startete die deutsche Reichs-Rundfunkanstalt den ersten öffentlichen Fernseh-Programmdienst weltweit.

"Goebbels Schnauze"

Nachdem die Nationalsozialisten an die Macht gekommen waren, wurde die Funkausstellung immer stärker politisch instrumentalisiert. Technologische Neuerungen wie der "Volksempfänger VE 301", vorgestellt auf der IFA 1933, wurden als Propagandawerkzeug eingesetzt.

Mit dem Beginn des Zweiten Weltkriegs endete die IFA vorerst und wurde erst 1950 wiederbelebt. Seit 1971 findet sie dauerhaft unter dem Berliner Funkturm statt.

Internationale Ausrichtung

In den folgenden Jahren gewann die IFA durch eine wachsende Präsenz ausländischer Aussteller an internationaler Bedeutung. Besonders bemerkenswert war die Vorstellung der Compact Disc (CD) auf der IFA 1981 durch Philips und Sony. Diese Innovation revolutionierte die Musikindustrie und leitete den Übergang von analoger zu digitaler Technologie ein.

Zwei Jahre später, auf der IFA 1983, wurden die ersten Digital-Fernsehgeräte vorgestellt.

Erinnerst du dich an das erste Mal, als 3D-Fernsehen vorgestellt wurde? Es war ein Experiment, das gleichzeitig mit dem Durchbruch des Digital-Systems stattfand. Doch während die Digitaltechnik heute nahezu überall präsent ist, hat sich das 3D-Fernsehen nur zu einer Nischenanwendung entwickelt.

Von HD bis hin zu 8K

Auf der anderen Seite haben Fernseher mit hoher Auflösung seit ihrer ersten Präsentation auf der IFA im Jahr 1985 großen Zuspruch gefunden. Die stetige Verbesserung der Bildschirmauflösung – von HD über FullHD und 4K bis hin zu 8K – ist seither ein konstantes Thema in der Geschichte der IFA. Aber nicht jeder auf dieser Messe in Berlin vorgestellte Zwischenstandard konnte sich durchsetzen, wie beispielsweise D2-MAC.

In den frühen neunziger Jahren hat die IFA allerdings einen wichtigen Techniktrend verpasst: den Mobilfunk. Die ersten beiden digitalen Mobilfunknetze Deutschlands und das erste massentaugliche Nokia-Mobiltelefon wurden zwar bereits im Jahr 1992 eingeführt, aber nicht auf dieser Messe - denn in diesem Jahr fand keine Funkausstellung statt.

Jährlicher Rhythmus erst ab dem Jahr 2005

Erst im Jahre 2005 wechselte die Messe zu einem jährlichen Rhythmus. Zu diesem Zeitpunkt war es jedoch bereits zu spät, um mit Fachmessen wie dem Mobile World Congress in Barcelona konkurrieren zu können. Die Deutsche Telekom, einst der Hauptmieter der Messehalle 21, hat sich seither auf ihr eigenes Event DigitalX in Köln konzentriert.

Verpasste Trends

In den letzten Jahren hat die IFA auch aktuelle Trendthemen wie Elektromobilität oder autonomes Fahren nicht aufgegriffen - im Gegensatz zur US-amerikanischen Konkurrenzveranstaltung CES in Las Vegas.

Allerdings war die Entscheidung der IFA Ende der 2000er Jahre, neben klassischer Unterhaltungselektronik auch Haushaltsgeräte auszustellen - von Geschirrspülern über Kaffeevollautomaten bis hin zu Putzrobotern - ein erfolgreicher Schachzug.

Um zukünftig keine weiteren Trends zu verpassen, plant die IFA intensiv auf Themen wie Künstliche Intelligenz einzugehen. KI ist nicht nur auf Computerbildschirmen omnipräsent, sondern steuert auch viele Geräte in der Unterhaltungselektronik und im Haushalt.